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Was bei Nackenschmerzen hilft

Medikamente, Wärme oder Schonen?

Nackenschmerzen sind häufig. Zum Glück steckt in den meisten Fällen keine ernste Erkrankung dahinter. Behandlungsmöglichkeiten gibt es viele: von Schmerzmitteln über muskelentspannende Medikamente bis hin zum Tapen. Doch welche davon sind wirklich sinnvoll? Und wann sollten Nackenschmerzen besser gründlich abgeklärt werden?

Fast die Hälfte der Erwachsenen betroffen

Nackenschmerzen treten im Bereich der Halswirbelsäule zwischen Schädelbasis und den oberen Schulterblättern auf. Manchmal ziehen sie auch in die Schultern, den unteren Hinterkopf und den oberen Rücken. Der Schmerz ist dabei dumpf, drückend und ziehend und kann bei Bewegungen schlimmer werden. Häufig fühlt sich der Nacken auch steif an und das Drehen des Kopfes fällt schwer. Berührt man den schmerzenden Bereich oder versucht ihn zu massieren, lassen sich oft harte, verspannte Muskeln tasten.

Je nach ihrer Dauer werden Nackenschmerzen eingeteilt in

  • akut: bis zu drei Wochen
  • subakut: vier bis zwölf Wochen oder
  • chronisch: länger als zwölf Wochen.

Die Abgrenzung fällt allerdings manchmal schwer, da der Beginn oft nicht genau definiert werden kann.

Fast die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland gibt an, in den letzten Monaten mindestens ein Mal Nackenschmerzen gehabt zu haben – sie kommen also sehr oft vor. In der Hausarztpraxis gehören sie sogar zum dritthäufigsten Beratungsanlass. Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer, bei Menschen über 70 Jahren werden sie etwas seltener.

Hinweis: Auch Kinder und Jugendliche leiden unter Nackenschmerzen. Tendenziell soll die Anzahl der Betroffenen zwischen 3 und 17 Jahren steigen. Als Ursache gelten u.a. Bewegungsmangel und die immer längere Smartphonenutzung.

Wo kommen Nackenschmerzen her?

In den meisten Fällen von Nackenschmerzen lassen sich keine strukturellen Ursachen wie sichtbare oder messbare Probleme an den Knochen, Gelenken oder Nerven nachweisen. Dann spricht man von unspezifischen Nackenschmerzen. Als häufigster Grund für akute unspezifische Nackenschmerzen gelten Muskelverspannungen, z. B. ausgelöst durch lange Computerarbeit, Zugluft oder eine ungünstige Schlafhaltung. Sie klingen in der Regel auch ohne Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.

Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, stecken hinter unspezifischen Nackenschmerzen oft Belastungen und Stress. Fehlhaltungen und Bewegungsmangel tragen zu ihrer Entwicklung zusätzlich bei.

Zu den seltenen strukturellen (spezifischen) Ursachen von Nackenschmerzen gehören z. B. arthrotische Veränderungen oder Rheuma. In weniger als 1% der Fälle gehen Nackenschmerzen auf eine gefährliche Ursache zurück. Dazu gehören Bandscheibenvorfall, Tumoren, Osteoporose mit Wirbelbrüchen, Nervenerkrankungen oder Infektionen.

Nackenschmerzen abklären lassen

Wer nach einer schlechten Nacht oder einer langen Gaming-Sitzung unter Nackenschmerzen leidet, benötigt meist keine ärztliche Hilfe. Es gibt jedoch auch Nackenschmerzen, die man bei der Hausärzt*in abklären lassen sollte. Das gilt zum einen, wenn die Schmerzen über eine längere Zeit anhalten. Denn auch wenn nichts Gefährliches dahinter steckt, ist es sinnvoll, eine gezielte Behandlung einzuleiten.

In manchen Fällen muss immer rasch eine ärztliche Abklärung erfolgen. Warnzeichen für eine der seltenen, gefährlichen Ursachen von Nackenschmerzen sind 

  • Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Lähmungen von Armen und Beinen 
  • starke Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteife und Übelkeit 
  • unerklärter Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß 
  • Nackenschmerzen nach einem Sturz oder Unfall 
  • gleichzeitige Schluckbeschwerden oder Schmerzen im Brustkorb

Diese Beschwerden können z. B. auf einen Bandscheibenvorfall, einen Tumor oder eine Meningitis hindeuten.

Wie sieht die Diagnostik bei Nackenschmerzen aus?

Bei neu aufgetretenen Nackenschmerzen befragt die Ärzt*in die Patient*in zunächst ausführlich, wie stark die Beschwerden sind, wann sie auftreten und wie lange sie schon bestehen. Zusätzlich wird nach eigenen Behandlungsversuchen und deren Erfolg/Misserfolg gefragt, ebenso nach der Lebenssituation, mit besonderem Schwerpunkt auf Belastungen und Stress.

Wichtig sind auch vorangegangene Infektionen, Stürze oder Unfälle und begleitende Erkrankungen. Auch die Medikamenteneinnahme ist von Bedeutung: So begünstigt z. B. die langfristige Einnahme von Kortison eine Osteoporose, die sich an der Halswirbelsäule bemerkbar machen kann. Abgefragt werden auch immer die sogenannten B-Symptome Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Leistungsknick. Diese können auf eine Tumorerkrankung hinweisen.

Nach der Erhebung der Krankengeschichte wird die Patient*in körperlich untersucht. Dabei prüft die Ärzt*in die Beweglichkeit der Halswirbelsäule und ob die Dornfortsätze (die Erhebungen entlang der Wirbelsäule) druckschmerzhaft sind. Meist tastet sie auch die Muskulatur ab und sucht nach Verspannungen und Verhärtungen.

Um die Beteiligung von Nerven auszuschließen, wird eine kurze neurologische Untersuchung durchgeführt. Dazu gehört u.a. die Prüfung von Kraft, Feinmotorik und Sensibilität (Gefühl) der Finger, meist werden auch das Gangbild und die Reflexe getestet.

In den allermeisten Fällen kann die Ärzt*in nach dieser ausführlichen Anamnese und Untersuchung eine strukturelle Ursache der akuten Nackenschmerzen ausschließen und die Diagnose „unspezifische Nackenschmerzen“ stellen. Eine weitere Diagnostik ist nur erforderlich, wenn entsprechende Hinweise gefunden wurden.

Mehr Diagnostik wird auch empfohlen, wenn die Nackenschmerzen trotz Behandlung länger als vier bis sechs Wochen anhalten und die Betroffenen sehr in ihren Aktivitäten einschränken. Dies kann ein Hinweis auf eine initial nicht erkannte spezifische Ursache sein.

Zu den weiteren Untersuchungen gehört vor allem die Bildgebung. Zu bevorzugen sind die CT und die MRT, da sich mit diesen Untersuchungsverfahren Frakturen, Tumoren, Infektionen und Neuropathien besser erkennen lassen als mit dem konventionellen Röntgen. Bei einem Verdacht auf Infektionen oder Tumoren kommen entsprechende Laboruntersuchungen zum Einsatz. Für diese Spezialuntersuchungen und zur Weiterbehandlung überweist die Hausärzt*in die Patient*in meist in eine entsprechende Facharztpraxis (Rheumatologie, Neurologie, Orthopädie).

Hinweis: Bildgebende Verfahren sind bei unspezifischen Nackenschmerzen in den allermeisten Fällen nicht erforderlich. Sie können sogar schaden, da darin oft Veränderungen in der HWS erkannt werden, die nicht Ursache der Schmerzen sind. Das kann unbegründete Ängste wecken, die Betroffenen unnötig belasten und manchmal sogar überflüssige Therapien nach sich ziehen.

Bewegung ist das A und O

Für das Selbstmanagement bei unspezifischen Nackenschmerzen gibt es einige nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Dazu gehören körperliche Aktivität, Wärme- oder Kältebehandlungen und Entspannungsübungen.

  • Körperliche Aktivität: Betroffene mit unspezifischen Nackenschmerzen sollten sich bewegen, also körperlich aktiv bleiben. Wenn nötig, auch mithilfe einer medikamentösen Schmerztherapie (siehe unten). Sinnvoll sind auch leichte Übungen, z. B. die Halsmuskulatur anzuspannen und in sanfter Dehnung zu entspannen. Die Expert*innen der aktuellen Leitlinie zum unspezifischen Nackenschmerz empfehlen dazu ein Video-Beispiel auf youtube (https://www.youtube.com/watch?v=6-bu6N-emq4, vierte Übung). Weitere Übungen sind Schulterkreisen, Kopfneigen, Seitdehnung und Kinn-zur-Brust, alles natürlich sanft und schonend.
  • Wärme oder Kälte: Wärme kann bei unspezifischen Nackenschmerzen die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit bessern. Insgesamt gibt es dazu allerdings kaum Daten aus Studien, die Empfehlungen beruhen auf Expertenwissen. Empfohlen werden dafür z. B. aufgewärmte Körnerkissen. Auch Wärmepflaster oder eine heiße Rolle können hilfreich sein. Manche Betroffenen profitieren statt von Wärme eher von Kälteanwendungen. Sofern dies als schmerzlindernd empfunden wird, raten Expert*innen nicht davon ab.
  • Entspannungsverfahren: Für den Effekt von Entspannungsverfahren wie der Progressiven Muskelrelaxation gibt es unterschiedliche Ergebnisse. In einigen Studien wurden Schmerzen und Beweglichkeit gebessert, in anderen nicht. Möglicherweise helfen Entspannungsverfahren aber dabei, das Stresserleben zu reduzieren und der Entwicklung chronischer Nackenschmerzen entgegenzuwirken.

Hinweis: Den Hals mit einer Halskrause oder einer Nackenschiene ruhig zu stellen wird bei unspezifischen Nackenschmerzen nicht empfohlen. Expert*innen gehen davon aus, dass dies eher schädlich wirkt: Einerseits bildet sich die Halsmuskulatur zurück, andererseits wird die Passivität der Betroffenen gefördert.

Medikamentöse Hilfe bei Nackenschmerzen

In manchen Fällen sind bei unspezifischen Nackenschmerzen Schmerzmittel erforderlich. Eine Schmerztherapie kann auch dazu dienen, beweglich und aktiv zu bleiben. In Frage kommen, wenn erforderlich, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Metamizol.

  • NSAR. Am häufigsten werden NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen eingesetzt. Ihr Effekt wird in Studien unterschiedlich bewertet. Zudem haben sie ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere auf die Magenschleimhaut. Sie erhöhen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt gilt, dass sie so niedrig dosiert und so kurz wie möglich eingesetzt werden sollten. Für chronische unspezifische Nackenschmerzen werden sie aufgrund der genannten Nebenwirkungen nicht empfohlen. 
  • Metamizol. Für Patient*innen, die NSAR nicht vertragen oder ein zu hohes Risiko für die genannten Nebenwirkungen haben, stellt Metamizol eine Alternative dar. Dieses Präparat kann allerdings in sehr seltenen Fällen bestimmte Zellen im Blut verringern (Agranulozytose). Bei längerer Einnahme sollte deshalb regelmäßig das Blutbild kontrolliert werden. Außerdem müssen die Patient*innen die typischen Symptome Fieber, Halsschmerzen und Schleimhautläsionen kennen und bei deren Auftreten die Hausärzt*in aufsuchen.

Von anderen Schmerzmitteln wie Paracetamol und Opioiden rät die Leitlinie ab. Paracetamol soll aufgrund seiner mangelnden Wirkung auf Nackenschmerzen nicht genommen werden, Opioide aufgrund ihrer unerwünschten Wirkungen und ihres Suchtpotenzials.

Verschreibungspflichtige muskelrelaxierende (entspannende) Wirkstoffe werden bei unspezifischen Nackenschmerzen auch gerne angewendet. Allerdings ist ihre Wirkung in Studien kaum belegt. Bei akuten unspezifischen Nackenschmerzen mit starker Verspannung sind sie eine Behandlungsoption, wenn NSAR nicht anschlagen. Aufgrund ihrer möglichen Nebenwirkungen wie Blutbildstörungen, Schwindel oder zentraler Sedierung (Dämpfung) sollten sie allerdings nicht länger als zwei Wochen angewendet werden.

Hinweis: Für die Wirkung pflanzlicher Schmerzmittel wie Weidenrinde und Teufelskralle gibt es keine aussagekräftigen Studien. Ihr Einsatz wird deshalb in den Leitlinien nicht bewertet.

Chirotherapie, Akupunktur und Laser

Bei unspezifischen Nackenschmerzen werden auch häufig nicht-medikamentöse Verfahren und Methoden angeboten. Einige werden eher kritisch betrachtet, da ihre Wirkung nicht ausreichend belegt ist. Dazu kommt, dass viele der eingesetzten Methoden die Passivität der Betroffenen fördern. Dies steht im Widerspruch zu der Erkenntnis, dass körperliche Bewegung die Basis bei der Behandlung von unspezifischen Nackenschmerzen ist.

Grünes Licht geben die Expert*innen für die manuelle Therapie (Chirotherapie). Aktuellen Studien zufolge kann diese Technik bei akuten unspezifischen Nackenschmerzen die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule bessern. Voraussetzung für eine Verordnung ist, dass keine Kontraindikationen wie Osteoporose, Schäden an der Wirbelsäule oder Gefäßkrankheiten vorliegen.

Die Akupunktur zeigt bei länger bestehenden unspezifischen Nackenschmerzen kleine bis mittlere Effekte. Insbesondere wenn andere Maßnahmen nicht greifen, kann sie versucht werden. Sie sollte aber – ebenso wie die Chirotherapie – mit aktivierenden Maßnahmen kombiniert werden.

Keinen Wirknachweis in kontrollierten Studien brachte die Behandlung mit Laser, Interferenzstrom oder Ultraschall. Gleiches gilt für die Behandlung mit medizinischen Bädern und Rotlicht, die deshalb nicht auf Kassenkosten verordnet werden sollten.

Auch Kinesiotapes werden manchmal bei akuten Nackenschmerzen eingesetzt. Eine Wirkung konnte allerdings bisher nicht belegt werden, zumal drohen allergische Reaktionen. Die Leitlinienautor*innen raten deshalb davon ab.

Hinweis: Bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als wirksam erwiesen. Sie kann Schmerzen, Angst vor Bewegung, Depressivität und allgemeine Ängstlichkeit bessern und wird vor allem im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts empfohlen.

Quelle: S3-Leitlinie „Nicht-spezifische Nackenschmerzen“, AWMF-Register-Nr. 053-007 DEGAM-Leitlinie Nr. 13, Version 3.0, gültig bis 17.02.2030

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Kinder: Bei Reanimation nicht zögern!

Deutlich bessere Überlebenschancen

Bei Notfällen ist Zeit ein entscheidender Faktor. Das gilt auch, wenn Kinder einen Herzstillstand erleiden. Je früher dann reanimiert wird, umso höher sind die Überlebenschancen.

Schnell reagieren

Einen Erste-Hilfe-Kurs haben die allermeisten Erwachsenen irgendwann einmal gemacht. Dennoch zögern viele Laien, wenn im Ernstfall eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) nötig ist. Denn viele Helfenden haben Angst, dass sie bei der Herzdruckmassage und der Beatmung etwas falsch machen. Dabei ist es für die Überlebenschancen elementar, dass möglichst früh mit den Maßnahmen begonnen wird. Das gilt für Erwachsene – aber noch viel mehr für Kinder.

Am besten innerhalb von zwei bis drei Minuten

Eine neue Studie zeigte eindrücklich: Werden Kinder innerhalb von 5 Minuten reanimiert, verdoppelt das ihre Überlebenschancen. Reagieren Laienhelfer vor Ort innerhalb von zwei bis drei Minuten, steigen die Chancen um 98 %, dass das Kind überlebt. Wird länger als fünf Minuten gewartet, nur noch um 24 bis 41%.  Für Ersthelfer ist wichtig: Hauptsache, die Reanimation wird begonnen – denn auch eine nicht perfekte Reanimation ist besser als keine Reanimation. 

Regelmäßig zum Erste-Hilfe-Kurs

Es macht also durchaus Sinn, den Erste-Hilfe-Kurs regelmäßig aufzufrischen. So ist die Hemmschwelle niedriger, im Ernstfall direkt mit der Reanimation zu beginnen. Wer viel mit Kindern zu tun hat, kann auch einen Erste-Hilfe-Kurs extra für Kinder besuchen. Solche Kurse werden zum Beispiel von Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder den Johannitern angeboten und dauern ungefähr einen Tag. 

Quelle: Kinderärzte im Netz


Quelle: Sara Steer
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Softdrinks als Ballaststoffquelle?

Statt Obst und Gemüse

In den Regalen der Supermärkte tauchen immer wieder neue Modegetränke auf. Jetzt machen ballaststoffreiche High-Fiber-Softdrinks von sich reden. Aber können sie die tägliche Portion Obst und Gemüse ersetzen?

Der Darm braucht Ballaststoffe

Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate aus Obst, Gemüse, Getreide oder Hülsenfrüchten. Obwohl sie nicht direkt zur Ernährung beitragen, sind sie wichtig: Unlösliche Ballaststoffe wie Zellulose oder Lignin binden im Dickdarm Wasser und erhöhen das Stuhlvolumen. Das fördert die Darmbewegung und beugt Verstopfungen vor. Lösliche Ballaststoffe wie Inulin und Pectin dienen den Darmbakterien als Futter und helfen indirekt bei der Regulation von Zucker- und Fettstoffwechsel.

Limos mit Pektin und Inulin

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, mindestens 30 g Ballaststoffe pro Tag aufzunehmen, am besten aus Vollkorngetreide, Gemüse und Obst. Wer allerdings vor allem von Fastfood oder Fertignahrung lebt, hat schnell eine „Ballaststofflücke“. Diese lässt sich jetzt mit speziellen Softdrinks füllen – das sagen zumindest deren Hersteller.

Bei den sogenannten High-Fiber-Drinks handelt es sich um Limonaden, denen lösliche Ballaststoffe zugesetzt sind. Es gibt es zahlreiche Varianten, z. T. findet sich Tapiokadextrin darin, in anderen Drinks sind Inulin, Maisfasern oder Anteile der Zichoriewurzel zugefügt. Manche Drinks enthalten nur einen Typ Ballaststoffe, andere eine Kombination aus verschiedenen Typen.

Zucker, Aromen und Konservierungsstoffe dabei

Prinzipiell klingt das erstmal gut – Ballaststoff ist Ballaststoff. Expert*innen haben allerdings einige Kritikpunkte an den hippen neuen Softdrinks. Zum einen ist das die Ballaststoffmenge: Durchschnittlich enthält eine Dose 3 bis 7 g davon - da muss man schon einiges an Limo trinken, um auf die tägliche Ration zu kommen. Das wiederum ist nicht unbedingt gesund - denn den Getränken sind oft künstliche Aromen, Süßstoffe oder Zucker sowie Konservierungsmittel beigesetzt. Es handelt sich also nicht um „Gesundheitsgetränke“, sondern um hochverarbeitete, wenig gesunde Fertigprodukte.

Ballaststoffe in der Mischkost sind besser

Die DGE empfiehlt, Ballaststoffe aus einer ausgewogenen Ernährung aufzunehmen. Denn dadurch bekommt der Körper gleich eine gute Portion Mineralstoffe und Vitamine dazu. Außerdem braucht der Körper unterschiedliche Ballaststoffe – und das klappt mit gesunder Mischkost am besten.

Alles in allem ersetzen High-Fiber-Drinks also keine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung. Solche Softdrinks gelegentlich zu konsumieren, ist jedoch unproblematisch. Empfohlen wird allerdings, Produkte mit einer Mischung aus Ballaststoffen zu wählen.

Auch Krämpfe und Durchfall möglich

Nur diejenigen, die sonst schon selten Gemüse, Obst oder Getreide essen, sollten vorsichtig sein. Wenn der Körper gar nicht an Ballaststoffe gewöhnt ist, können die High-Fiber-Drinks genauso wie eine ungewohnte Kohlsuppe zu Blähungen, Krämpfen und Durchfall führen.

Quelle: ptaheute

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Neuropathische Schmerzen im Visier

Antidepressiva oder Capsaicin?

Gegen das Brennen, Stechen und Kribbeln von neuropathischen Schmerzen ist das rechte Kraut noch nicht gefunden. Viele Wirkstoffe werden eingesetzt, wenige helfen. Welche Medikamente am meisten Erfolg versprechen, hat eine internationale Arbeitsgruppe untersucht.

Besonders häufig beim Diabetes

Neuropathische Schmerzen sind häufig: Bis zu 10 % der Bevölkerung leiden darunter. Sie werden als stechend, brennend und einschießend beschrieben, und manchmal entstehen sie schon bei leichter Berührung. Ganz besonders häufig treten sie im Rahmen eines Diabetes, einer Gürtelrose oder einer Multiplen Sklerose auf.

Sie zu behandeln ist schwierig. Herkömmliche Schmerzmittel bringen wenig bis gar nichts. Aber auch mit den zahlreichen speziell eingesetzten Substanzen oder Methoden wird nur sehr selten eine vollkommene Schmerzfreiheit erreicht. In vielen Fällen ist jedoch zumindest eine gewisse Linderung der Beschwerden möglich.

Drei Wirkstoffe erste Wahl

Forschende haben jetzt anhand von 313 Studien untersucht, welche Ansätze den meisten Erfolg versprechen. Dabei verglichen sie nicht nur die Wirkung der Therapien, sondern auch die Rate an möglichen Nebenwirkungen.

Insgesamt sind die Behandlungserfolge gering, berichten die Forschenden. Am besten war das Nutzen/Risikoverhältnis bei trizyklischen Antidepressiva, Gabapentin und Pregabalin sowie Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern. Diese drei Wirkstoffklassen werden deshalb als erste Wahl zur Behandlung neuropathischer Schmerzen empfohlen.

Auch Pflaster können helfen

Als zweite Wahl stuften die Expert*innen zwei Pflaster ein: Das rezeptpflichtige, nur unter ärztlicher Aufsicht anzuwendende 8%ige Capsaicinpflaster sowie das rezeptfreie 5%ige Lidocainpflaster.

Sind die genannten Therapien erfolglos, gibt es einige weitere Optionen. Dazu gehören die Injektion von Botulinumtoxin, die Gabe von Opioiden oder die transkranielle Magnetstimulation. Insbesondere die letztgenannte Methode sollte in größeren Studien geprüft werden, um mehr Klarheit zu bekommen, wie effektiv und sicher sie ist, betonen die Forschenden.

Quelle: Info Neurologie + Psychiatrie

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Welche Medikamente im Alter?

Nicht jeder Wirkstoff ist geeignet

Viele Senior*innen kennen es: Eine Tablette für den Blutdruck, eine für das Cholesterin, eine für den Zucker. Dabei reagiert der Körper im Alter empfindlicher auf manches Arzneimittel. Die Priscus-Liste hilft, gefährliche Arzneimittel für Senior*innen zu erkennen.

Nebenwirkungen sind häufiger

Die Behandlung mit Arzneimitteln bei älteren Patient*innen birgt einige Schwierigkeiten. Zum einen reagiert der ältere Körper auf manche Medikamente mit stärkeren Nebenwirkungen. Das ist bei manchen Nebenwirkungen besonders kritisch, beispielsweise beim Schwindel. Durch Schwindel steigt die Gefahr eines Sturzes – mit den möglichen Folgen eines Knochenbruches. Auch die Dosierung spielt eine Rolle, da ältere Menschen stärker auf manche Arzneistoffe reagieren. Zum anderen nehmen viele Senior*innen täglich mehrere Medikamente ein, was zu Wechselwirkungen zwischen Medikamenten führen kann.

Priscus-Liste hilft

Doch wie findet man heraus, welche Medikamente im Alter mit Vorsicht zu verwenden sind – oder sich gar nicht eignen? Hierfür gibt es die Priscus-Liste. Sie enthält über 150 Wirkstoffe, die im Alter möglicherweise ungeeignet sind. Wie so oft liegt der Teufel hier im Detail: Manche Wirkstoffe sind allgemein ungeeignet, andere nur in einer höheren Dosierung oder in einer bestimmten Darreichungsform. Die Liste gibt an, welche Medikamente vermieden werden sollten – es kann aber auch der Fall eintreten, dass es für dieses Medikament keine Alternative gibt und der Nutzen die Risiken überwiegt. Stiftung Warentest hat die Liste nun für Patient*innen und Angehörige aufgearbeitet und bietet so eine einfachere Orientierung für Laien.

Oft zu viele Medikamente

Bei der Einnahme von Medikamenten ist außerdem zu bedenken, dass ältere Menschen häufig mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Gerade wenn mehrere Medikamente im Spiel sind, ist es nicht selten, dass auf das ein oder andere Medikament verzichtet werden kann. Senior*innen können sich hierzu kostenfrei in der Apotheke beraten lassen. Dieses Angebot heißt dann „Beratung bei Polymedikation“. Neben der Apotheke ist natürlich auch die Hausarztpraxis eine wichtige Anlaufstelle, wenn Fragen zu Medikamenten auftauchen. Die Priscus-Liste kann dann dabei helfen, die richtigen Fragen zu formulieren.

Quellen:

Quelle: Dr. med. Tobias Höflein
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