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Bessere Ergebnisse als in Studien

Wie gut ein Medikament wirkt, scheint nicht nur von der richtigen Dosierung abzuhängen. Zumindest für Antidepressiva zeigt eine Umfrage, dass auch andere Faktoren wichtig sind, damit die Erkrankten einen positiven Effekt spüren.
Wirksamkeit muss nachgewiesen sein
Ein Medikament darf nur dann auf den Markt kommen, wenn seine Wirksamkeit in Studien nachgewiesen wurde. Dabei muss es zeigen, dass sich die Symptome bei der Einnahme mehr bessern als bei einem Placebo. Der Placebo-Effekt beschreibt das Phänomen, dass ein Medikament keinen Wirkstoff enthält, sich die Beschwerden nach der Behandlung aber trotzdem verbessern.
Mit Antidepressiva zufriedener als gedacht
Auch Antidepressiva müssen vor ihrer Zulassung Wirkungsnachweise erbringen. Für die Klasse der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wurde zum Beispiel gezeigt, dass sie einem Drittel der Menschen mit Depressionen helfen. Umso überraschender waren die Ergebnisse einer aktuellen Patientenumfrage. Die Befragten selbst schätzten die Wirkung deutlich positiver ein, als es die Studien erwarten ließen. Immerhin zwei Drittel der Behandelten berichteten, dass die SSRI ihre Beschwerden verringerten.
Von Geschlecht bis Stoffwechsel
Die Forschenden konnten im Nachgang sowohl soziale, als auch medizinische Gründe für eine bessere oder schlechtere Wirkung der Medikamente ermitteln. Dazu zählten unter anderem:
- · Das Geschlecht: Frauen waren insgesamt zufriedener mit der Wirkung.
- Das Einkommen: Menschen mit höherem Einkommen berichteten häufiger von einer Verbesserung der Symptome.
- Der Stoffwechsel: Ein bestimmtes Enzym in der Leber ist nötig, damit zum Beispiel Fluoxetin in die wirksame Form umgewandelt wird. Ist das Enzym bei einem Erkrankten wenig aktiv, wirkt das Medikament nicht richtig.
- Andere Erkrankungen: Hatten die Befragten ein erhöhtes Risiko für ADHS, wurde die Behandlung mit Antidepressiva als weniger erfolgreich empfunden. Möglicherweise lag das daran, dass die Diagnose „Depression“ falsch war.
Insgesamt zeigt die Befragung, dass der Erfolg einer Therapie wohl von mehr Faktoren als nur dem Wirkstoff abhängt.
Quelle: Ärzteblatt
Quelle: Sara Steer
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Von Riechen bis Tasten

Ob Champagner, Sekt oder Sprudel: Diese Getränke sind vor allem wegen ihrer prickelnden Bläschen beliebt. Dahinter steckt gelöstes Kohlendioxid – und das spricht alle unsere fünf Sinne an.
Das Prickeln komm vom CO2
Prickelnde Sprudelbläschen in Getränken entstehen durch das darin gelöste Kohlendioxid (CO2). In einer Champagnerflasche befinden sich etwa 8 g davon (12 Liter Gasvolumen bei Normaldruck!), erklärt der Neurowissenschaftler Gabriel Lepousez. Wird die Flasche geöffnet, nimmt der Druck ab und es bilden sich Bläschen. Jetzt geht die Party richtig los, denn durch das Prickeln und Perlen werden alle Sinne angesprochen:
- Sehen: Zunächst ziehen die aufsteigenden Bläschen die visuelle Aufmerksamkeit auf sich.
- Hören: Nach dem Ploppen des Korkens stimuliert vor allem das leise Prickeln der Bläschen unser Gehör.
- Riechen: Steigt eine Blase an die Oberfläche und platzt, werden wie mit einem Zerstäuber feine Mikroaerosole in die Luft freigesetzt. Diese Aromen erregen den Geruchssinn. Und zwar so stark, dass man bei Menschen, die Sekt verkosten, eine erhöhte Gehirnaktivität messen kann.
- Schmecken: Kohlendioxid aktiviert verschiedene Rezeptoren in der Mund- und Nasenschleimhaut. Die dazugehörigen Nerven senden – ähnlich wie beim Kontakt mit Senf – ein brennendes oder stechendes Schmerzsignal in das Gehirn. Auch die Säurerezeptoren werden aktiviert, wodurch Sprudelgetränke als sauer und erfrischend wahrgenommen werden.
- Tasten: Schlussendlich erfreuen die Prickelbläschen auch den Tastsinn. Die winzigen Bläschen platzen beim Trinken und es entsteht eine feine Schaumschicht zwischen Zunge und Gaumen. Diese Schaumschicht sorgt für ein ganz besonders Gefühl von Textur und Fülle.
Sauberkeit stört die Magie
Letztendlich ist das einfache Kohlendioxid einzigartig in seiner Fähigkeit, auf alle Sinne einzuwirken, schwärmt Lepoussez. Eine Sache hindert es allerdings daran, seine komplette Magie zu entfalten: vollkommen saubere, lupenrein glatte Gläser. Denn gefördert wird die Bläschenbildung durch raue Stellen oder Verunreinigungen der Sektgläser, beispielsweise mikrofeine Risse oder winzige Staubkörnchen. Fehlen diese, kann es sein, dass das Prickeln ausbleibt.
Quellen: medscape, Institut Pasteur
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Von Blepharitis bis Uveitis

Neurodermitis-Kinder leiden nicht nur unter quälenden Juckreiz. Auch ihre Augen sind anfälliger als bei anderen Kindern. Das gilt zum Beispiel für Entzündungen der Augenhaut – die aktuellen Zahlen zufolge häufiger sind als bisher gedacht.
Jedes zehnte Kind leidet unter Neurodermitis
In Deutschland leidet etwa jedes zehnte Kind an einer Neurodermitis (auch atopisches Ekzem genannt). Dabei tritt das Hautekzem häufig nicht allein auf. Typische Begleiterkrankungen sind z. B. Asthma und Nahrungsmittelallergien. Zudem weiß man schon länger, dass es bei Neurodermitis-Kindern vermehrt zu Lidrandentzündungen (Blepharitis) kommt.
Doch das ist nicht alles: Auch das Risiko für die Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis) ist erhöht, wie taiwanesische Forschende in einer Studie herausgefunden haben. Analysiert wurden die Daten von Kleinkindern und Säuglingen, die vor ihrem 2. Geburtstag die Diagnose „Neurodermitis“ erhalten hatten. Als Kontrolle dienten gleichaltrige Mädchen und Jungen ohne die Erkrankung, insgesamt umfasste die Studienkohorte knapp 115000 Teilnehmende.
Risiko um mehr als das Zwei- bis Dreifache erhöht
In der durchschnittlich sechs Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit hatten die Neurodermitis-Kinder im Vergleich zu den hautgesunden ein fast doppelt so hohes Risiko, eine Uveitis zu entwickeln. War die Hauterkrankung schwer, stieg das Risiko sogar auf das 3,5-Fache.
Ein Medikament zur Behandlung der schweren Neurodermitis ist Dupilumab. Dieser Wirkstoff steht in Verdacht, Uveitiden auszulösen. Deshalb schlossen die Forschenden in einer zweiten Analyse die Kinder aus, die Dupilumab erhielten. Es stellte sich heraus, dass das Uveitis-Risiko auch ohne die Gabe von Dupilumab erhöht blieb, die Hauterkrankung also auch allein damit verbunden war.
Neurodermitis-Kinder augenärztlich kontrollieren
Die taiwanesischen Forschenden plädieren deshalb dafür, Säuglinge und Kinder mit Neurodermitis augenärztlich zu überwachen. Denn die Folgen einer Uveitis können gravierend sein. Wird sie chronisch, drohen Sehverschlechterungen bis Erblindung, grauer und grüner Star sowie Netzhauablösungen. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser kann man dagegen angehen.
Quelle: JAMA
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Verstopfung oder Durchfall?

Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.
Beschwerden sind nicht eingebildet
Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.
Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen.
- Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
- Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
- Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.
Sport und Psychotherapie helfen
Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.
In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.
Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Antidepressivum aus der Natur

Pflanzliche Wirkstoffe sind nicht zu unterschätzen – in einigen Fällen können sie durchaus mit ihren chemischen Verwandten mithalten. So zeigen zum Beispiel Studien mit Johanniskraut, dass der Pflanzenextrakt in einigen Fällen ähnlich gut wie synthetische Antidepressiva hilft.
Bei leichten und mittelschweren Depressionen
Eine Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, deren Behandlung unbedingt in fachliche Hände gehört. Viele Patient*innen profitieren dann von einer Psychotherapie in Kombination mit Antidepressiva. Auch die Natur hat gegen Depressionen etwas zu bieten: nämlich die Extrakte aus dem Johanniskraut. Eine große Überblicksstudie zeigt, dass die Präparate bei leichten und mittelschweren Depressionen ähnlich gut helfen wie chemische Antidepressiva.
Mehr als ein Placebo-Effekt
In der Überblicksarbeit fassten die Forscher*innen die Ergebnisse mehrerer kleineren Studien zusammen, so dass sie die Ergebnisse von insgesamt über 6000 Teilnehmenden auswerten konnten. Alle Studien hatten eine gute Qualität. Sie waren zum Beispiel placebo-kontrolliert: Eine Gruppe erhielt also Johanniskraut, die andere nur ein Placebo, also ein Präparat ohne Wirkstoff. So lässt sich ausschließen, dass der Effekt nur auf die positive Erwartungshaltung der Proband*innen zurückzuführen ist.
Gut verträgliche Alternative
In der Wirkung schnitt das Johanniskraut nicht nur deutlich besser ab als das Placebo, sondern auch ähnlich gut wie synthetische Antidepressiva. Nachgewiesen wurde der Effekt für acht Wochen, danach endeten die Studien. Studien für schwere Depressionen gibt es allerdings nicht, hier ist keine Aussage über die Wirkung möglich.
Ein Vorteil von Johanniskraut gegenüber synthetischen Präparaten könnte die bessere Verträglichkeit sein. Dennoch kann es auch hier zu Nebenwirkungen kommen, etwa zu Übelkeit oder Kopfschmerzen. Unter Johanniskraut sollte man zudem die Sonne meiden, weil es sonst schnell zu sonnenbrand-ähnlichen Hautirritationen kommt.
Wechselwirkung mit anderen Medikamenten abklären
Die Einnahme von Johanniskraut sollte man immer mit der Apotheker*in oder Ärzt*in absprechen. In vielen Fällen verändert Johanniskraut nämlich die Wirkung gleichzeitig eingenommener Medikamente. So lässt etwa der Verhütungsschutz der Antibaby-Pille nach. Außerdem darf man Johanniskraut nicht mit anderen Antidepressiva kombinieren, weil sich die Nebenwirkungen dann meist verstärken.
Quelle: www.medizin-transparent.at
Quelle: Sara Steer
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