Apotheken News
Kampf gegen die Müdigkeit

Eigentlich wurden Nikotinpflaster für die Raucherentwöhnung entwickelt. Doch offenbar haben sie noch andere Qualitäten: Einer aktuellen Studie zufolge helfen sie auch bei Long COVID – zumindest gegen Müdigkeit und kognitive Einbußen.
Jede Zehnte leidet länger
Bis zu 10 Prozent der COVID-19-Infizierten entwickeln anhaltende Gesundheitsbeeinträchtigungen, die unter dem Begriff Long COVID zusammengefasst werden. Dazu gehören insbesondere Müdigkeit, Kurzatmigkeit und kognitive Funktionsstörungen wie eine schlechtere Konzentration. Zur Behandlung werden Reha-Maßnahmen und psychologische Unterstützung eingesetzt, daneben auch Medikamente wie Antidepressiva, Antihistaminika oder Schmerzmittel.
Auch Nikotinpflaster wurden bezüglich ihrer Wirkung auf Long COVID untersucht. Deutsche Forschende der Universitätsmedizin Leipzig haben dafür Long-COVID-Patient*innen über zehn Tage hinweg mit Nikotinpflastern behandelt. Davor und danach füllten die 231 Studienteilnehmenden einen Fragebogen zu ihrem Befinden aus.
Bei drei Viertel der Betroffenen weniger Beschwerden
Die Nikotinzufuhr über die Haut war effektiv: 73% der Studienteilnehmenden zeigten einen deutlichen Rückgang ihrer Beschwerden und fühlten sich nach der Nikotintherapie deutlich besser, berichtet die Arbeitsgruppe.
Doch wie kommt diese Wirkung zustande? Als Auslöser von Long COVID gelten u.a. Proteine des Coronavirus, die bei der Infektion in die Zellen gelangen. Im Gehirn besetzen sie wichtige Rezeptoren und blockieren dadurch die gesunde Kommunikation im Nervensystem. Dies erkläre sehr gut die neurologischen Long-COVID-Beschwerden wie kognitive Einbußen, Müdigkeit und Stimmungsverschlechterung, sagen die Forschenden.
Doch nicht nur Viruspartikel, auch Nikotinmoleküle binden an die genannten Rezeptoren. Dadurch können sie die Viruspartikel regelrecht verdrängen. Nachweisen lässt sich das mit einem speziellen bildgebenden Verfahren, der PET-CT/MRT. Diese Untersuchung wurde bei einer Teilnehmerin der Studie vor und nach der Nikotintherapie durchgeführt.
Viruspartikel vom Rezeptor verdrängt
In den Aufnahmen vor der Therapie waren die Rezeptoren noch mit Viruspartikeln besetzt. Nach der zehntägigen Behandlung mit Nikotinpflastern ließ sich deutlich erkennen, dass das Nikotinmolekül die Rezeptoren von den viralen Proteinen befreit hatte. In der Folge war wieder eine normale Signalübertragung möglich, was die Beschwerden der Patientin deutlich linderte.
Jetzt gilt es, diese Ergebnisse mit weiteren, größeren Studien zu untermauern. Bis dahin können Betroffene versuchen, ihre Symptome mit einer niedrig dosierten Nikotinpflastertherapie zu lindern. Zur Sicherheit suchen sie dafür am besten vorher ärztlichen Rat.
Aus gesundheitlichen Gründen mit dem Rauchen anzufangen, ist natürlich keine Option, warnen die Forschenden. Die negativen Auswirkungen des Rauchens überwiegen die möglichen positiven Wirkungen des Nikotins bei weitem.
Quellen: ptaheute, Bioelectronic Medicine
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
Bildrechte: mauritius images / Science Source / Doug Martin
Damit keine Fehler passieren

Schwanger oder nicht? Das nachzuweisen ist heute ganz einfach: Man hält einen Teststreifen in den Urin und liest das Resultat im Display ab. Für ein zuverlässiges Ergebnis muss allerdings allerhand beachtet werden.
Vom Frosch zum Teststreifen
Die ersten Schwangerschaftstests wurden Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt und beruhten auf Tierversuchen. Beim „Froschtest“ injizierte man z. B. Fröschen Urin von Frauen. Befand sich darin das Schwangerschaftshormon hCG, laichten die Frösche und der Test galt als positiv. Erst in den 60er-Jahren erfand man den chemischen Schwangerschaftstest, mit dem man hCG direkt im Urin nachweisen kann. Und seit Mitte der 1970er-Jahre ist das auch diskret und schnell zuhause möglich.
Tests werden immer empfindlicher
Bis heute wurden die Testverfahren immer mehr verfeinert. Mit modernen Tests lässt sich inzwischen schon kurz vor oder am ersten Fälligkeitstag der Periode eine Empfängnis nachweisen – wenn auch nicht so zuverlässig wie bei herkömmlichen Tests. Damit der Schwangerschaftstest funktioniert, müssen aber ein paar Dinge beachtet werden.
- · Den passenden Test auswählen. Schwangerschaftstests unterscheiden sich in ihrer Empfindlichkeit. Spezielle Frühtests können vor Ausbleiben der Periode angewendet werden, andere am ersten Fälligkeitstag. Ist die Periode ausgeblieben, reichen herkömmliche Tests. Welcher Test am besten geeignet ist, erfährt man bei der Beratung in der Apotheke.
- Teststreifen nur bei Bedarf kaufen. Schwangerschaftstests haben ein Verfallsdatum, nach dem sie nicht mehr zuverlässig funktionieren. Sie sollten daher nicht auf Vorrat gekauft werden, sondern nur bei tatsächlichem Bedarf.
- Den richtigen Zeitpunkt wählen. Über die Nacht sammelt sich das Schwangerschaftshormon in der Harnblase an. Im Urin vom ersten Toilettengang morgens (Morgenurin) ist es daher besonders stark konzentriert und gut nachweisbar. Das ist vor allem wichtig, wenn man die besonders empfindlichen Frühtests einsetzen möchte.
- Gebrauchsanweisung beachten. Grundsätzlich ähneln sich alle Tests in der Anwendung: Der Teststreifen wird mit dem Urin in Kontakt gebracht. Dabei taucht man ihn entweder in einen Becher mit aufgefangenem Urin ein oder hält ihn direkt in den Urinstrahl. Für ein aussagekräftiges Ergebnis sollte der Kontakt zum Urin mindestens fünf Sekunden betragen. Die Ablesedauer variiert je nach Hersteller.
- Kontrollfenster beachten. Im sogenannten Kontrollfenster des Tests muss immer eine Linie auftauchen. Fehlt diese, ist der Test nicht aussagekräftig und muss wiederholt werden.
- Falsches Ergebnis durch Medikamente. Beeinträchtigt (z.B. falsch positiv) wird das Ergebnis, wenn die Frau hCG-haltige Medikamente einnimmt. Dazu gehören insbesondere Medikamente, die bei Fruchtbarkeitsbehandlungen eingesetzt werden. Aber auch hormonelle Schwankungen wie in den Wechseljahren, Eierstockzysten oder Keimzelltumoren können zu falschen Ergebnissen führen.
Der Preis sagt übrigens wenig über die Güte eines Schwangerschaftstests aus. Ob ein Test teurer ist, hängt nicht von seiner Zuverlässigkeit, sondern von einer einfacheren Anwendung, dem Produktdesign oder einer digitalen Ergebnisanzeige ab.
Wenn der Test positiv ist, sollte man zur Frauenärzt*in gehen, um das Ergebnis bestätigen zu lassen. Das Ergebnis „nicht schwanger“ schließt eine Schwangerschaft nicht 100prozentig aus. Bleibt die Periode weiter aus, ist ebenfalls ein Termin in der Frauenarztpraxis ratsam.
Quelle: ptaheute
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
Bildrechte: mauritius images / Wavebreakmedia
Blind für Gefühle?

Depressionen werden bei Männern oft nicht diagnostiziert. Das liegt nicht nur daran, dass die Vertreter des „starken Geschlechts“ psychische Probleme ungern zugeben. Männer haben häufig auch andere depressive Symptome als Frauen.
Hohe Dunkelziffer
Jede sechste Frau soll im Verlauf ihres Lebens unter zumindest einer Depression leiden. Bei Männern ist das Untersuchungen zufolge nur jeder zwölfte. Weil die Suizidrate bei ihnen aber dreimal so hoch ist wie bei Frauen, zweifeln Expert*innen an diesen Zahlen. Sie glauben, dass erheblich mehr Männer Depressionen haben und die Dunkelziffer deshalb hoch ist.
Dafür gibt es einige Gründe. Zum einen das tradierte Männerbild: Der starke Mann ist kontrolliert, erfolgreich, weint nicht und macht keine Fehler. Männer, die so denken und fühlen, suchen bei psychischen Problemen seltener Hilfe. Auch das typisch männliche Kommunikationsverhalten erschwert die Diagnose. Im ärztlichen Sprechzimmer neigen Männer dazu, Probleme zu verharmlosen und von psychischen Beschwerden gar nicht zu berichten.
Aggression statt Trauer
Ein weiterer Stolperstein bei der Diagnose einer „männlichen“ Depression sind die Beschwerden selbst. Zwar empfinden auch Männer Trauer, Mut- oder Antriebslosigkeit, können diese aber schlechter benennen als Frauen. Fachleute sprechen deswegen von einer „Depressionsblindheit“.
Außerdem zeigen Männer einige Beschwerden außerhalb der üblichen Depressionssymptomatik. Dazu gehören vor allem
- Ärger
- Aggression und Gereiztheit
- erhöhter Alkoholkonsum
- auffälliges soziales Verhalten wie Feindseligkeit oder unkontrollierte Handlungen.
Medikamente wirken geschlechtsspezifisch
Bei der Therapie der Depression gibt es ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer sprechen besser auf trizyklische Antidepressiva an, Frauen auf Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI). Die Verhaltenstherapie scheint allerdings betroffenen Männern und Frauen gleich gut zu helfen.
Quelle:Springer Medizin
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
Bildrechte: mauritius images / Mint Images Ltd.
Pflege für die Kleinsten

Streichelzart, aber auch dünn und empfindlich – Babyhaut ist besonders schutzbedürftig. Da liegt es nahe, dem Baby mit extra vielen Hautpflegeprodukten Gutes zu tun. Doch genau das Gegenteil ist richtig.
Fehlende Hautreife
Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist seine Haut noch nicht ausgereift. Im Vergleich zum Erwachsenen ist die Babyhaut viel dünner und die schützende Hornhaut muss sich noch vollständig entwickeln. Auch produzieren die Talgdrüsen weniger Fett als in späteren Jahren. Dennoch sollte man dem Impuls widerstehen, diese fehlende Reife über eine Vielzahl von Pflegeprodukten auszugleichen.
Waschlappen und warmes Wasser
Als Grundregel gilt: Weniger ist mehr. Bis zum Abheilen des Nabels sind nicht nur Pflegeprodukte, sondern auch das Baden des Babys tabu. Das vorsichtige Säubern mit einem lauwarmen Waschlappen genügt zu diesem Zeitpunkt völlig.
Nach dem Abheilen des Nabels können Eltern ihr Baby zusätzlich auch baden. Um die Babyhaut nicht zu reizen, sollte dies allerdings nur einmal in der Woche stattfinden. Wer will, kann dem Badewasser spezielle Badezusätze für Babys hinzufügen – aber nur in Maßen! Zwischen den Badeeinheiten reichen lauwarmes Wasser und ein Waschlappen zum Säubern des Babys aus.
Wichtig ist in jedem Fall, Hautfalten und den Bereich hinter den Ohren nicht zu vergessen – sowohl beim Waschen als auch beim Abtrocknen. Denn diese Stellen sind besonders empfänglich für Hautinfektionen oder die Bildung wunder Stellen.
Pflege bei gereizter Baby-Haut
Eine zusätzliche Pflege ist notwendig, wenn die Babyhaut gerötet, gereizt oder wund ist. Dann eignen sich spezielle Babyöle oder Babycremes, die sanft – gerne auch auf die feuchte Haut – einmassiert werden. Setzt Kälte der Babyhaut zu, eignen sich besonders fetthaltige Cremes zum Schutz. Gegen UV-Strahlen sollte man Sonnencremes auf mineralischer Basis bevorzugen.
Die Haut im Windelbereich wird durch den ständigen Kontakt mit Stuhl und Urin stark beansprucht. Gegen wunde Stellen helfen zinkhaltige Wundschutzcremes, die auf die trockene Haut aufgetragen werden. Babypuder eignet sich dafür nicht, weil dieser oft scheuernde Klumpen bildet und der Haut zuviel Feuchtigkeit entzieht.
Quelle: PTA heute 24/2021
Quelle: Sara Steer
Bildrechte: Shotshop/imago-images.de
Vorsicht vor Vergiftungen

Die Medizinische Hochschule Hannover warnt: Pilzvergiftungen nehmen zu – vor allem durch den Knollenblätterpilz.
Vergiftung durch Verwechslung
Der grüne Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Deutschland. Immer wieder kommt es zu Vergiftungen, weil der Knollenblätterpilz beim Pilze sammeln mit ungiftigen Pilzarten wie dem Champignon verwechselt wird. Ein Problem insbesondere auch für Menschen, in deren Heimat das Pilze sammeln Tradition hat, aber der Knollenblätterpilz seltener oder gar nicht vorkommt – dafür ungiftige Arten, die dem Knollenblätterpilz sehr ähnlich sehen.
Pilze bestimmen lassen
Aufklärung ist also besonders wichtig. Schulungen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie helfen, die regional verbreiteten Pilzarten besser kennen zu lernen. Daneben können auch lokale Pilzvereine aushelfen, wo man gesammelte Pilze oft bestimmen lassen kann. Für den Knollenblätterpilz ist zwischen August und Oktober Saison. Er hat einen Hut in Form einer Glocke oder eines Schirms, der etwa 3 bis 15 cm breit ist. An der Unterseite finden sich weiße Lamellen. Den Knollenblätterpilz gibt es in weiß, grün oder grün-gelb.
Bei Vergiftung besteht Lebensgefahr
Erste Symptome nach dem Verzehr treten nach mehreren Stunden auf. Die Beschwerden ähneln erst einem Magen-Darm-Infekt: Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Doch das Gift befällt auch die Leber. Ein bis zwei Tage später können Leberschäden eintreten, die dann zu Störungen der Blutgerinnung führen können. Bei schwerer Vergiftung besteht Lebensgefahr. Wenn Stunden nach dem Pilzverzehr also entsprechende Symptome auftreten, sollten sich Betroffene unbedingt schnellstens an den Giftnotruf wenden, denn eine Vergiftung ist mit einem Gegengift behandelbar. Der Giftnotruf ist rund um die Uhr zu erreichen unter: +49 (0)30 19240.
Quelle: Kinderärzte im Netz
Quelle: Dr. med. Tobias Höflein
Bildrechte: mauritius images / Westend61 / Mareen Fischinger