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Von Handschuhen bis Bitterstoffe
Manche Kinder machen es aus Langeweile, andere, wenn sie gestresst sind: Nägelkauen. Die Folge sind unschön abgeknabberte Nägel – aber auch gesundheitliche Probleme wie Infektionen der Haut oder überbeanspruchte Zahnwurzeln. Diese Tipps helfen, die schlechte Angewohnheit in den Griff zu bekommen.
Knabbern bis auf Blut
Nägelkauen ist wie Daumenlutschen und Nasebohren eine Verhaltensstörung, unter der vor allem (aber nicht nur!) Kinder zwischen 4 und 6 Jahren leiden. Oft tritt das Knabbern in speziellen Situationen auf, z. B. bei Langeweile, beim Lösen komplizierter Aufgaben oder in Stresssituationen. Manchmal ist das Nägelkauen auch ein Hinweis auf ernstzunehmende psychische Belastungen, beispielsweise Mobbing in der Schule oder Konflikte im Elternhaus. Problematisch wird das Nägelkauen vor allem dann, wenn es sich nach einiger Zeit nicht von allein wieder gibt oder die Kinder sich die Nägel bis zum Bluten abbeißen.
Schlecht für Haut und Zähne
Gesundheitlich kann zwanghaftes Nägelkauen in mehrfacher Hinsicht schaden. Oft nimmt das Gewebe um den Nagel Schaden und entzündet sich schmerzhaft. Sind die Verletzungen tief, bleiben Narben zurück oder es kommt zu hängenden Nägeln. Durch das ständige Knabbern auf harter Substanz leiden auch Zahnwurzeln, Kiefergelenke und Zahnfleisch. Nicht zuletzt sind betroffene Kinder besonders anfällig für Madenwurmerkrankungen, weil sich die infektiösen Eier der Würmer oft unter den Fingernägeln verstecken und beim Nägelkauen mit geschluckt werden.
Auf keinen Fall Schimpfen
Wer seinem Kind helfen möchte, sich das Nägelkauen wieder abzugewöhnen, sollte vor allem eines nicht tun: Schimpfen oder Bestrafen. Denn der dadurch entstehende Stress verschlimmert das Nägelkauen meist noch zusätzlich. Bewährt haben sich stattdessen:
- Dem Kind erklären, warum das Nägelkauen ungesund ist und sich gemeinsam Maßnahmen gegen die schlechte Angewohnheit überlegen.
- Nägel regelmäßig schneiden oder feilen, weil kurze Nägel weniger zum Knabbern verleiten.
- Anti-Knabber-Präparate auf die Nägel auftragen. Rezeptfreie Produkte aus der Apotheke enthalten Bitterstoffe wie Sucrose oder Denatonium, zusätzlich manchmal auch scharfe Komponenten wie Cayennepfeffer.
- Nägel mit Pflastern oder Tapes abdecken.
- Alternative Strategien zum Stressabbau überlegen, z. B. das Drücken eines Knautschballs.
- Nägel schön lackieren, weil die Hemmschwelle dann größer ist, die Nägel zu zerstören.
Wenn keiner der Tricks funktioniert, hilft es manchmal, Schritt-für-Schritt vorzugehen. Das heißt, dass man erst einen Finger knabberfrei hält und dann nach und nach immer weitere Finger hinzunimmt.
Quelle: Sara Steer
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Was verbale Misshandlung mit Kindern macht
Körperliche Gewalt hat in der Kindererziehung stetig abgenommen. Teilweise wurden solche „Erziehungsmethoden“ aber einfach durch harte Worte ersetzt. Britische Forschende haben nun herausgefunden, dass auch diese verbale Gewalt viel Schaden anrichten kann.
Die Folgen körperlicher Gewalt
Ohrfeigen und Kopfnüsse sind vielen Erwachsenen mittleren Alters aus ihrer Jugend noch vertraut. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. In den letzten Jahrzehnten haben körperliche Misshandlungen in der Kindererziehung nämlich deutlich abgenommen: 20 % der in den 50ern Geborenen haben körperliche Gewalt noch selbst erlebt. Bei den nach 2000 Geborenen waren es nur noch 10 %. Seit 2008 ist das Recht auf Erziehung ohne körperliche Gewalt auch juristisch verankert. Trotzdem sind Ohrfeigen und Co noch nicht völlig verschwunden. Weltweit ist immer noch jedes sechste Kind zuhause körperlicher Gewalt ausgesetzt. Und das hat Folgen: Diese Kinder haben auch als Erwachsene ein höheres Risiko, an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken, neigen häufiger zu riskantem Verhalten, Sucht und höherer Gewaltbereitschaft. In manchen Studien finden sich Hinweise auf ein früheres Auftreten von Krebserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und bestimmter Formen von Diabetes.
Mehr verbale Gewalt
Während körperliche Gewalt weniger wird, hat die verbale Gewalt zugenommen. Verbale Gewalt bedeutet Anschreien, Beschimpfen und Herabwürdigen, Verspotten und Drohen.
Britische Forscher haben sich Studien mit über 20.000 Teilnehmer*innen angesehen und nachgewiesen, dass auch verbale Misshandlungen lebenslange Konsequenzen haben. Diese sind subtiler als die Folgen körperlicher Gewalt. Daher fallen sie zum Beispiel Lehrenden und ärztlichem Personal nicht so schnell auf. Doch der Stress durch verbale Gewalt schlägt sich in der Gehirnentwicklung nieder. Im späteren Leben zeigt sich das als geringeres psychisches Wohlbefinden.
Verbale Gewalt macht aus Kindern unglückliche Erwachsene
Personen mit Gewalterfahrungen in der Kindheit fühlen sich seltener nützlich oder nah zu anderen Personen, und sie blicken seltener optimistisch in die Zukunft. Dabei liegen Erfahrungen körperlicher und verbaler Gewalt nahezu gleich auf. Bei Erwachsenen, die beide Arten von Gewalt erfahren haben, ist der Effekt noch stärker. Geringes psychisches Wohlbefinden tritt etwa doppelt so häufig auf wie bei Personen ohne Gewalterfahrungen (29,1 % gegenüber 16 %). Die Ergebnisse machen klar: Ob körperlich oder verbal – Gewalt bleibt Gewalt und hat in der Kindererziehung nichts zu suchen.
Quellen:
Quelle: Christine Sladky
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Gegen Infarkt und Schlaganfall
Manche älteren Menschen glauben, hoher Blutdruck sei im Alter normal und müsse nicht behandelt werden. Doch weit gefehlt: Auch Hochdruckkranke über 60 Jahren profitieren von der Drucksenkung.
Fehlinformationen und Angst vor Nebenwirkungen
Es gibt viele Gründe, warum Ältere mit Bluthochdruck (Hypertonie) keine blutdrucksenkenden Medikamente einnehmen: Manche machen sich Sorgen um Nebenwirkungen oder denken, dass eine Therapie überflüssig ist, andere wissen nicht, welche Risiken der hohe Blutdruck mit sich bringt.
Seltener Herzinfarkte oder Schlaganfall
Dabei hat die Blutdrucksenkung auch bei Hochdruckkranken über 60 Jahren deutliche positive Effekte. Das wurde immer wieder in Studien nachgewiesen und jetzt erneut in einer großen kanadischen Metaanalyse bestätigt: Die Behandlung eines Bluthochdrucks senkte bei Über-60Jährigen sowohl das allgemeine Sterberisiko als auch das Risiko für Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit und Schlaganfall.
Dabei war es unerheblich, ob die Betroffenen nur einen zu hohen systolischen (oberen) Wert hatten oder ob beide, der systolische und der diastolische Blutdruckwert erhöht waren.
In der Gruppe der Über-80-Jährigen sah die Sache ähnlich aus. Auch bei ihnen reduzierte eine Bluthochdrucktherapie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auf das allgemeine Sterberisiko hatten blutdrucksenkende Medikamente dagegen keinen Einfluss.
Niedrig dosieren, oft kontrollieren
Insgesamt unterstreichen die Daten, dass hochdruckkranke Männer und Frauen auch im Alter über 60 Jahren von einer blutdrucksenkenden Therapie profitieren. Nebenwirkungen wie z. B. Schwindel, Müdigkeit oder einen Blutdruckabfall beim Aufstehen sollte man dabei im Blick behalten. Dazu ist es sinnvoll, zunächst mit einer niedrigen Dosierung einzusteigen. Außerdem sollte die Therapie vor allem zu Beginn engmaschig von der Ärzt*in kontrolliert werden.
Quelle: Cochrane library
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Vor allem Reinigungskräfte betroffen
Zu viel Putzen kann gefährlich werden: Die Chemikalien, die dabei in die Luft gelangen, schaden der Lunge und erhöhen dadurch das Risiko für Asthma und COPD.
Partikel gelangen tief in die Lunge
Luftverschmutzung in Innenräumen wird immer mehr zum Thema. Sie entsteht nicht nur durch zu eifriges Putzen mit „normalen“ aggressiven Reinigungsmitteln. Seit der Pandemie wird auch mehr und mehr desinfiziert. Doch durch das Putzen und das Desinfizieren gelangen Chemikalien wie starke Säuren und Basen, Lösungsmittel und Formaldehyd in die Luft und werden eingeatmet.
Je kleiner die Teilchen sind, desto größer ist das Risiko, dass sie mit der Luft bis tief in die Lunge vordringen. Besonders gefährlich sind sogenannte ultrafeine Partikel unter 100 Nanometern. Eine französische Studie konnte zeigen, dass Reinigungsprodukte die Innenraumluft damit sogar noch stärker belasten, als es durch Passivrauchen oder Heizen geschieht.
Nachwuchs ebenfalls gefährdet
Die Auswirkungen sind Untersuchungen zufolge massiv: In Frankreich hatten professionelle Reinigungskräfte ein doppelt so hohes Risiko für die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) wie die Allgemeinbevölkerung. In einer US-amerikanischen Studie wiederum stieg das Asthmarisiko bei Reinigungskräften um 50 % an.
Auch werdende Mütter sind betroffen. Waren sie kurz vor der Empfängnis oder während der Schwangerschaft vermehrt Reinigungsprodukten ausgesetzt, hatten ihre Kinder später ein höheres Risiko, Asthma zu bekommen.
Mehr Schutz gefordert
Expert*innen fordern, dass die Hersteller der Reinigungsprodukte deren Inhaltsstoffe vollständig auflisten müssen – bisher ist dies nur bei Konzentrationen > 1 % der Fall. Die gefährlichsten Inhaltsstoffe sollten zudem eliminiert werden. Außerdem müssten Referenzwerte gefunden werden, unter denen keine Gefahr ausgeht - weder für die Reinigungskräfte selbst noch für passiv Exponierte, darunter insbesondere Kinder.
Auch zuhause aufpassen
Ob in öffentlichen Gebäuden oder zuhause: Prinzipiell sollten Reinigungsmittel nur sparsam nach Vorschrift angewendet werden. Gut lüften beim Putzen hilft, dass sich schädliche Partikel nicht in den Innenräumen konzentrieren. Wichtig ist auch, Putzmittel nicht zu mischen. Denn dadurch können Gase entstehen, die die Lunge ebenfalls reizen.
Quelle: Springer Medizin
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Kind mit Nahrungsmittelallergie
Hühnereiweiß- oder Erdnussallergien sind bei kleinen Kindern häufig. Zum Glück bilden sich diese Unverträglichkeiten im Verlauf der Jahre oft wieder zurück. Doch wie groß sind die Chancen, dass die Allergien wieder verschwinden und welche Hinweise sprechen für eine gute Prognose?
Verlauf der Allergien sehr variabel
Immer mehr Kinder entwickeln im ersten Lebensjahr eine Allergie gegen Hühnereiweiß oder Erdnüsse. Sie zeigen sich z.B. durch Koliken oder Erbrechen nach dem Essen oder Hautekzeme. Der Verlauf dieser Unverträglichkeit variiert jedoch stark. Manche Betroffenen müssen sich ihr ganzes Leben vor den Allergenen hüten, bei anderen geht der Spuk innerhalb der nächsten Lebensjahre vorüber.
Um mehr Klarheit zu Häufigkeiten und Prognose von Hühnereiweiß- und Erdnussallergien zu bekommen, haben australische Forscher*innen eine Studie eingeleitet. Sie sammelten die Daten von über 5000 Säuglingen und beobachteten deren Allergieentwicklung bis zum sechsten Lebensjahr. 9,5% der teilnehmenden Kinder litten im ersten Lebensjahr unter einer Allergie gegen Hühnereiweiß, 3,1% unter einer Allergie gegen Erdnüsse. Nachgewiesen wurden die Unverträglichkeiten mit Provokations- und Hauttests.
Fast alle Hühnereiweißallergien verschwunden
Im sechsten Lebensjahr waren 89% der Eiallergien und 29% der Erdnussallergien wieder verschwunden. Die Forscher*innen konnten auch ein prognostisch ungünstiges Zeichen ausmachen: Kinder mit schwerem allergischem Hautekzem hatten ein höheres Risiko, dass ihre Ei- oder Erdnussallergie bestehen blieb. Gleiches galt für diejenigen, die zusätzlich gegen andere Nahrungsmittel allergisch waren.
Bei schweren Hauterscheinungen Immuntherapie erwägen
Eltern von Babys mit Hühnereiweißallergie kann man also beruhigen: Fast alle diese Unverträglichkeiten verschwinden bis zum Schulalter. Bei Erdnussallergie wird immerhin ein Drittel der Kinder tolerant. Bei Kindern mit den genannten Allergien und schweren Hautekzemen muss man jedoch davon ausgehen, dass sich die Unverträglichkeit eher nicht „auswächst“. In diesen Fällen sollte man frühzeitig eine Immuntherapie in Erwägung ziehen.
Quelle: Springer Medizin / Journal of Allergy and Clinical Immunology
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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